Etwa 3'000 Teilnehmer sind Mitte Januar in Davos am Weltwirtschaftsforum (WEF) zusammengekommen; darunter zahlreiche Staats- und Regierungschefs. Das Thema lautete „Responsive and Responsible Leadership". Doch, was ist darunter zu verstehen und welche Themen wurden in diesem Kontext diskutiert?
Responsive and Responsible Leadership bedeutet nichts anderes, als „anpassungsfähige und verantwortungsvolle Führung". Anpassen heisst insbesondere, dass die Polit- und Wirtschaftsführung die zunehmende Frustration und Unzufriedenheit derjenigen erkennt, welche ökonomisches Wachstum und sozialen Fortschritt erleben, selbst aber nicht davon profitieren. Freihandel und Globalisierung haben das Leben von Hunderten Millionen Menschen verbessert. Die Armut, gemessen an der Anzahl Menschen weltweit, die mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen müssen, ist in den vergangenen Jahrzehnten gesunken. Doch trotz diesem Erfolg, gibt es auch Verlierer der Globalisierung. Während sich in den Schwellen- und Entwicklungsländern der Lebensstandard für viele Menschen enorm erhöht hat, gibt es in vielen Industriestaaten Gruppen von Menschen, deren Lebenssituation stagnierte oder sich verschlechterte. Darauf gilt es, Antworten und Lösungen zu finden.
Eines der zahlreichen Themen, die in Davon diskutiert wurden, klingt überaus vertraut: bedingungsloses Grundeinkommen (basic income).
[1] Guy Standing, Professor der Universität London, führt zu Beginn der Diskussionsrunde aus, ein zentraler Gedanke der Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens sei es, der Gesellschaft elementare Sicherheit zu bieten. Er ist überzeugt, dass geistige Gesundheit und geistiger Fortschritt durch die Sicherheit eines grundlegenden Einkommens verbessert werden. In Studien konnte beobachtet werden, dass der Wert von Aus- und Weiterbildungen aufgrund der finanziellen Sicherheit stieg und die Probanden so mehr Kontrolle über die eigene Zeit gewannen. Der zur Verfügung gestellte Geldbetrag als solcher war den Probanden weniger wichtig, als die gewonnenen Möglichkeiten. Mit anderen Worten werden Innovation und Fortschritt gestärkt, wenn das (finanzielle) Überleben nicht mehr der Hauptgrund darstellt, wieso wir einer bestimmten beruflichen Tätigkeit nachgehen.
Ob sich die Idee eines bedingungslosen Grundeinkommens in den nächsten Jahren zu etablieren vermag, wird offen bleiben. Doch klar ist, dass sich die Wirtschaft rapide weiterentwickeln muss und sich an den sich verschiebenden gesellschaftlichen und auch ökologischen Gegebenheiten anpassen muss – responsive and responsible leadership ist gefragt – in sämtlichen Bereichen.
Neben Vertretern aus Wirtschaft und Politik war etwa auch die Umweltorganisation WWF am Forum vertreten. Ihr Ziel war und ist es, die Sensibilität für unsere Umweltprobleme zu erhöhen. Bestrebungen, wirtschaftliche Fortschritte im Einklang mit der Umwelt zu erzielen, nehmen zu. Viele Unternehmensvertreter wissen um die Wichtigkeit von Umweltanliegen Bescheid. Eine stabile Wirtschaft erfordert ein stabiles Umfeld und die Umwelt ist dabei eine äusserst wichtige Komponente.
Fazit EthiQ: Dass das diesjährige WEF unter dem gewählten Thema stattfand, dürfte nicht erstaunen. Das Jahr 2016 war geprägt von Ereignissen, die geeignet waren, Unruhe und Unsicherheit zu verbreiten – der Brexit ist dabei nur ein Beispiel. Unsicherheiten und Unzufriedenheit gefährden eine stabile Wirtschaft, ebenso ist eine intakte Wirtschaft in einer zerstörten Umwelt langfristig schlicht unmöglich. Es sind also Lösungen auf verschiedensten Ebenen und für unterschiedliche Probleme, die die globalen und nationalen Polit- und Wirtschaftsführer zu finden haben.
Das WEF ist nicht darauf ausgelegt, unmittelbare Lösungen zu generieren, bereits seine kurze Dauer verunmöglicht dies. Allerdings ist es ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung, wenn Personen mit überwiegend grossem Einfluss sich der Tatsache bewusst werden, dass Führung nicht nur ein Privileg ist, sondern auch eine Verpflichtung. Eine Verpflichtung im kleinen wie auch im grossen Rahmen; eine Verpflichtung gegenüber der Gesellschaft und der Umwelt.
Die Wirtschaft wird wohl auch in den kommenden Jahren vielen Unsicherheiten und vor allem grossen Veränderungen ausgesetzt sein, auf welche es zu reagieren gilt. Anpassungsfähigkeit und Verantwortung sind dabei Schlüsselbegriffe zum Erfolg. In diesem Sinne wünscht EthiQ Ihnen – immerhin fast pünktlich zum Chinesischen Neujahr – ein nachhaltiges, verantwortungsvolles und erfolgreiches 2017!